INTERSERV AG Zürich:
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Heute ist Internationaler Übersetzertag – ein Tag für all jene, die täglich Sprachbarrieren abbauen, Missverständnisse verhindern und dafür sorgen, dass die Schönheit und Vielfalt der Sprache erhalten bleibt.
Denn ehrlich gesagt: Ohne Übersetzer:innen wären wir alle ein bisschen lost in translation. KI erzeugt Texte in Sekundenschnelle, Wörterbücher und CAT-Tools sind hilfreich – aber Wortspiele, kulturelle Nuancen und feine sprachliche Abstufungen? Die bleiben echte Übersetzungskunst.
Wie das im Alltag aussieht, erzählt Francesca Hepton, eine unserer Übersetzerinnen:
«KI fasziniert mich, aber wir dürfen uns nicht davon abhängig machen. Viele Webseiten und Social-Media-Beiträge klingen zunehmend einheitlich und gleichförmig – es läuft ja auch meistens durch dasselbe ‹KI-Hirn› von ChatGPT.»
Francesca Hepton ist Übersetzerin, Autorin, Yoga-Lehrerin und Mutter von zwei Kindern. Seit 2007 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin für INTERSERV. Sie übersetzt aus dem Französischen, Italienischen und Deutschen in ihre Muttersprache Englisch und spricht im Interview über Sprache, ihren Beruf und KI.
Was hat Dich dazu gebracht, Übersetzerin zu werden?
Ursprünglich arbeitete ich als Europäische Vertriebs- und Marketingdirektorin in der Kunststoff- und Extrusionsindustrie. Dann bekam ich Kinder und kurz nachher geschieden. Ich suchte nach einer Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, meine Kinder zu betreuen und Geld zu verdienen – Übersetzen erwies sich als perfekte Lösung. Als Selbständige geniesse ich die Freiheit flexibler Arbeitszeiten, die sich ideal mit dem Alltag meiner Kinder vereinbaren liessen, und ich kann meine Liebe zu Sprachen ausleben.
Gibt es ein Projekt, das Dir bis heute besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt viele Projekte, die mir in Erinnerung geblieben sind. Besonders spannend war es jeweils, mit grösseren Unternehmen zusammenzuarbeiten, die ihre Übersetzungen gerade professionalisierten. Dabei konnte ich ihre Datenbanken und Terminologien aufbauen und standardisieren – ein richtig kreativer Prozess. Besonders spannend war ein Tourismusprojekt für zwei neu eröffnete Luxushotels – ich konnte über Spas und Luxus schreiben, während ich am Schreibtisch sass und dachte: «Dort muss ich unbedingt mal Ferien machen!»
Wie hat sich Deine Arbeit in den letzten 10–20 Jahren verändert?
Früher lagen dicke Wörterbücher auf meinem Tisch – meine erste Übersetzung schrieb ich sogar noch von Hand. Heute arbeite ich mit Datenbanken und aktuellen Terminologien, was meine Arbeit viel schneller und effizienter macht. Gleichzeitig musste ich mich intensiv mit Software und IT-Themen auseinandersetzen und mich in CAT-Tools einarbeiten.
Durch die Standardisierung hat der Wettbewerb stark zugenommen und ich habe Kunden verloren. Auch war der Kontakt früher viel persönlicher – heute bekomme ich oft einfach den Auftrag: «Übersetze dies.» Persönlicher Austausch fehlt oft und die Budgets sind kleiner.
Sind KI-gestützte Übersetzungstools hilfreich – oder eher nicht?
CAT-Tools sind sehr praktisch für Kataloge oder sich wiederholende Texte. Bei kreativen oder anspruchsvolleren Inhalten – etwa über historische Kunst oder Theaterstücke – stossen sie jedoch an ihre Grenzen. Trados ist mein bevorzugtes Tool, andere wie MemoQ oder Across empfinde ich als restriktiver.
Das Nachbearbeiten schlechter KI-Übersetzungen kann sehr anspruchsvoll sein. Viele Firmen setzen inzwischen auf KI und vergeben Post-Editing-Aufträge, die schlechter bezahlt sind. Manche Texte mit KI gehen leicht von der Hand, andere erfordern so viel Aufwand wie eine komplette Neuübersetzung. Ich reklamiere nicht – als Selbständige muss man flexibel bleiben und die Arbeit bestmöglich erledigen.
«Früher war der Austausch persönlicher; heute fühle ich mich durch den Einsatz von CAT-Tools manchmal wie ein Teil der Maschine – und weniger wie eine kreative Übersetzerin.»
Welche Chancen und Risiken siehst Du durch den Einsatz von KI?
KI ist keine Zukunftsmusik – sie ist längst Realität, und ich nutze sie schon seit Jahren. Man sollte alle verfügbaren Werkzeuge einsetzen, um die Arbeit so effizient und qualitativ hochwertig wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig ist klar: Diese Tools können uns nicht ersetzen – denn die qualifizierte Übersetzerin, die entscheidet, was korrekt und stilistisch passend ist, bin immer noch ich!
Übersetzer:innen werden in manchen Bereichen weniger gebraucht, aber nie verschwinden – besonders in der Literatur und Poesie. Bedenklich finde ich, dass viele Webseiten und Socialmedia-Beiträge zunehmend einheitlich und gleichförmig klingen – es läuft ja auch meistens durch dasselbe «KI-Hirn» von ChatGPT; dabei wollen alle einzigartig sein. Die Möglichkeiten von KI sind faszinierend, aber wir dürfen uns nicht davon abhängig machen.
Was würdest Du jungen Menschen raten, die heute Übersetzer:in werden wollen?
Das Wichtigste für eine Freelance-Übersetzerin ist Self-Care – man muss auf sich selbst achten und den Alltag zwischen Arbeit und Privatleben ausbalancieren. Der Beruf kann einsam und monoton sein, weil man überwiegend allein vor dem Bildschirm sitzt – und man muss Phasen mit weniger Einkommen aushalten können. Gleichzeitig braucht es Durchsetzungsvermögen und Proaktivität, etwa um neue Kunden zu gewinnen.
Dafür bin ich flexibel, kann eigene Projekte verfolgen oder für die Kinder da sein. Ich liebe meinen Beruf, er hat mir viel Zufriedenheit gegeben. Mein Rat: Konzentriere dich nicht ausschliesslich auf das Übersetzen – kombiniere die Arbeit mit anderen Aktivitäten, damit der Alltag abwechslungsreich bleibt. Und, oft ist es besser, erst Erfahrung in einem Unternehmen zu sammeln und dann selbstständig zu werden.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft Deines Berufsstandes?
Ich wünsche mir, dass Sprache ihre Schönheit und Kreativität bewahrt. Sie darf sich entwickeln, aber wir dürfen nie vergessen, dass sie ein Werkzeug ist – zum Denken, Gestalten und Ausdrücken. Selbst kleine Zeichen wie Emojis haben nur Bedeutung, weil wir den Kontext kennen. Verlassen wir uns zu sehr auf einfache Worte und kurze Denkprozesse, geht die Tiefe verloren und wir werden träge. Wer Erfolg haben will, passt sich an, lernt, meistert und geht weiter – wer an alten Idealen festhält, hat es schwer.
Ich nutze computerunterstützte Tools intensiv, bleibe aber immer die Schöpferin. Schreiben hilft mir, Gedanken zu ordnen, und jeder Text – privat wie beruflich – hat mehrere Bedeutungsebenen. Das möchte ich bewahren. Für mich ist das der Sinn des Lebens: sich weiterzuentwickeln, nicht zu stagnieren.
Herzlichen Dank für das Interview!